Liebes Christkind
„Mama, ich weiß schon, dass es das Christkind nicht in echt gibt. Aber ich habe ihm trotzdem einen Brief geschrieben“, sagte meine Tochter und legte ein selbst gebasteltes, mit Glitzerstift verziertes Kuvert aufs Fensterbrett.
Meistens ist da zuerst das Buch - und dann kommt eine Idee zur Vermittlung. Manchmal ist es aber umgekehrt. Da ist der Ausgangspunkt ein Ereignis - da ist etwa dieses Kind, das immer nur sehr ungern schreibt und dann aus Eigeninitiative einen Brief ans Christkind verfasst. Eigentlich ein wirklich schöner Brauch. Briefe ans Christkind schreiben… Briefe schreiben … Ich dachte an das Spiel-Postamt, das wir im Kindergarten hatten - mit kleinen Briefmarken, Stempeln, Papier und Kuverts. Und dann sah ich es vor mir: DAS CHRISTKINDL-POSTAMT. Ich würde es aus einem großen Karton bauen und man könnte durchschauen, wie bei einem Post-Schalter und die Kuverts und das Briefpapier ausgeben. Und etwas durch einen Schlitz einwerfen. Und Briefmarken müsste es natürlich auch geben. Die könnten wir selbst machen. Und Wachs-Siegel! Oh ja, heißes Wachs, Nervenkitzel - das würden die Kinder lieben. Denn nur ein versiegelter Brief ist ein wirklich wichtiger Brief! Ja, und dann bräuchte ich aber auch ein Christkindl-Buch als Einstimmung oder eine passende Geschichte, in der Wunschzettel oder Briefe vorkommen!
aus: „Wenn das Christkind auf die Erde kommt“ von Annette Langen und Almut Kunert (Coppenrath, 2023)
In „Das große bunte Weihnachtsbuch“ von Karin Jäckel und Marion Krätschmer (Loewe, 1992), einem Buch aus meiner Kindheit, wurde ich fündig und fand die Geschichte „Das kleinste Wunschzettel-Englein“. Diese Geschichte fand ich bei meiner Recherche in mehreren Varianten. In einer „modernen“ Version, in der das Christkind nicht mehr so ganz wie ein ein typisches Engerl aussieht, fand ich sie in „Wenn das Christkind auf die Erde kommt“ von Annette Langen und Almut Kunert (Coppenrath, 2023). Im Kern geht es bei allen Versionen immer darum, dass jemand Hilfe in der Dunkelheit braucht. Einmal braucht das kleinste Englein Hilfe und bekommt sie vom Christkind, einmal von einem Schneemann, dessen Kohlenaugen und Kerzenstummelnase leuchten können und einmal bekommt das Christkind Hilfe von einem strahlenden Stern. Und immer ist die Mission: die Wunschzettel der Kinder müssen ankommen.