Camping liegt voll im Trend!

Begonnen hat es mit einem kleinen Gaskocher und unserem uralten Espace. Die Freude am einfachen Leben, weg vom Luxus. Unsere Devise: Sitzen und schauen! Und irgendwie wieder langsamer werden.

Mein Mann zaubert in unserer Miniaturpfanne die herrlichsten Spiegeleier und ich schlendere mit dem schmutzigen Geschirr Richtung Waschhaus. Der Duft von Zahnpasta und Spülmittel treffen sich am WC … mit anderen Gerüchen. Kinderlachen, entspannte Eltern, manche größere und kleinere Lebenskrisen des Alltags ziehen, wie Wolken, an mir vorbei.

Ich entdecke winzige Wäschespinnen, Laubbläser und Satellitenschüsseln, die sich in der Sonne rekeln und muss dabei schmunzeln. Luxus im Kleinformat.

Gut, ich muss zugeben, wir haben unseren Espace mittlerweile gegen einen Kleinbus getauscht und auch bei uns kommt das eine oder andere „Must-Have“ nach so manchem Ausflug dazu.
Meine Tochter verbringt ihren Urlaub heuer im Tara Kepe Camp auf der griechischen Insel Lesbos. Das Flüchtlingslager wurde nach dem Brand in Moria im Herbst 2020 wieder neu errichtet. Sie schenkt Kaffee und Kakao aus, unterstützt Frauen beim Nähen und lässt Kinder, zumindest für ein paar Stunden, die Realität vergessen, während sie bunte Girlanden gestalten.

 
 

Satellitenschüsseln oder Wäschespinnen entdecke ich keine auf den Fotos, die sie uns schickt. Oft versuche ich mich in die Situation zu versetzen, mein Zuhause verlassen zu müssen. Meine Kinder an der Hand zu nehmen und sie in eine ungewisse Zukunft zu führen. Ohne Sicherheit und finanziellen Rückhalt.

Aber ich schaffe es nicht. Diese Vorstellung ist für mich zu abstrakt.

„Babies werden überall auf der Erde geboren - es ist Zufall, wo man landet.“ Erklärt Omi ihrer Enkelin im Buch „Die Geschichte von Elenis Konfetti - Refugees welcome“. Dabei wirft sie eine Handvoll Konfetti in die Luft. Fröhlich tanzen die vielen Blättchen zu Boden und landen irgendwo - ganz zufällig.

 „Ein wunderbarer Vergleich!“, denke ich. Bei meiner Recherche fallen mir einige empfehlenswerte Bücher in die Hände.

Die letzten Wochen habe ich damit verbracht einen Berg zu bauen und Baukästen für Kinder zu befüllen. Darin befinden sich Hauswände, Dächer, Fenster, Haustüren, Wäscheleinen, Gemüse, Flüsse, Bäume…

Die entstandenen Dörfer sind so wunderschön geworden, dass wir ein Fest feiern. Doch dann kommt es zum Streit - und wir bewerfen die anderen Häuser mit Steinen.

Alles ist zerstört.

Alle sind traurig.

Wir packen unsere Koffer. Nur das Allernötigste nehmen wir mit - denn die Zeit drängt -

und dann verlassen wir unser Dorf.

Camping liegt leider voll im Trend.

Eine kleine Empfehlungsliste, falls Sie dieses Thema mit Kinder aufgreifen möchten:

„Die Geschichte von Elenis Konfetti - Refugees Welcome“

(Jonas Leidig/Daniela Leidig, Minedition 2021)

 „Irgendein Berg“

(Fran Pintadera und Txell Darné, Peter Hammer Verlag 2018)

 „Manchmal male ich ein Haus für uns - Europas vergessene Kinder“

(Alea Horst und Mehrdad Zaeri, Klett Kinderbuch 2022)

 „Ich bin ein Kind und ich habe Rechte“

(Alain Serres und Aurélia Fronty, NordSüd Verlag 2022)

 „Hier kommt keiner durch!“

(Isabel Minhos Martins und Bernardo P. Carvalho, Klett Kinderbuch 2016)